Dacia – Viel Auto für kleines Geld
Die Marke Dacia wird auch gerne als „Volkswagen Rumäniens“ bezeichnet, denn die robusten Fahrzeuge gelten als besonders langlebig. Und tatsächlich, der Autobauer verfolgt schon seit Jahrzehnten eine ganz bestimmte Philosophie: Erschwingliche Fahrzeuge zu bauen, die weniger als Statussymbol dienen, dafür aber mit Zuverlässigkeit, durchdachten Details und Geräumigkeit überzeugen. Autofahrer auf der ganzen Welt wissen diese Philosophie bis heute zu schätzen: Allein 2015 verkaufte Dacia mehr als 550.000 Fahrzeuge weltweit. Dabei konnte zu Beginn noch niemand ahnen, dass aus dem kleinen einfachen Zulieferbetrieb für ein Lkw-Werk im rumänischen Brasov einmal eine echte Weltmarke werden würde. Was sich seit den Gründungsjahren alles getan hat und wo die Marke Dacia heute steht, erfahren Sie aus dem nachfolgenden Porträt.
Die Unternehmensgeschichte
Die Anfänge und das Abkommen mit Renault
Das ursprüngliche Werk wurde schon 1952 nordöstlich der rumänischen Stadt Pitesti errichtet. Zu Beginn diente es nahezu ausschließlich als Zulieferer für ein Lkw-Werk, doch nach der Modernisierung im Jahre 1967 erfolgte mit der Unterstützung der Renault-Werke der Ausbau zu einem Automobilwerk. Schon ein Jahr zuvor hatte Dacia mit Renault ein umfangreiches Lizenzabkommen geschlossen. Als Geburtsjahr der Marke Dacia gilt darum auch bis heute das Jahr 1966, das Unternehmen selbst trägt den Namen „UAP“ („Uzina de Autoturisme Pitesti“ / Automobilfabrik Pitesti).
Das erste Fahrzeug der Marke lief schon im August 1968 vom Band: ein Dacia 1100, der gleichzeitig ein Lizenzbau des Renault 8 darstellte. Dieses Modell ist in Rumänien als Gebrauchtwagen noch immer auf den Straßen zu beobachten: ein scheinbar unverwüstlicher Klassiker und Evergreen! Mit einem Lizenzbau des Renault 12, dem Dacia 1300, konnten ab 1969 bereits höhere Stückzahlen erzielt werden. Bis zur Produktionseinstellung nach 35 Jahren im Jahre 2004 liefen exakt 1.959.730 Einheiten des Dacia 1300 vom Band.
Der Lizenzvertrag mit Renault wurde jedoch 1978 gekündigt. Weitere Modelle erschienen auf dem Markt, sie leiteten sich jedoch alle vom Renault 12 ab. 1986 lief im Werk in Timisoara de Produktion des Dacia 500 an, er trug den fast schon liebevollen Beinamen Lastun (Schwalbe).
Die Wende und die Öffnung nach Westen
Nach der Wende sanken die Produktionszahlen zunächst, da sehr viele billige Gebrauchtwagen ins Land strömten. Das Unternehmen war gezwungen, sich nach einem technologischen Partner umzuschauen, und kooperierte vorübergehend mit Peugeot. Das Resultat: der 1995 eingeführte Dacia Nova, der teilweise auf dem Peugeot 309 basierte. Gegen Ende des Jahrtausends erregte Dacia dann jedoch abermals das Interesse vom französischen Automobilgiganten Renault. Bereits 1999 erwarb der Konzern die Mehrheitsanteile.
Ein neues Jahrtausend beginnt
Die erneute Kooperation zwischen Dacia und Renault trug sehr schnell Früchte. Schon 2004 konnte Dacia den neuen, im Technologiezentrum von Renault entwickelten Logan präsentieren. Zusätzlich wurde der Dacia Nova zwecks technischer Verbesserung mit modernen OHC-Motoren von Renault umgerüstet.
Der Durchbruch auf dem europäischen Markt begann allerdings erst nach dem Krisenjahr 2008.
Die Zeitung „Die Welt“ bescheinigte dem Unternehmen zu dieser Zeit, dass es „mit Kampfpreisen das richtige Krisenkonzept gefunden habe“. 2012 lag der Marktanteil von Dacia in Deutschland bei 1,41 Prozent (46.622 Fahrzeuge).
Heute ist Dacia eine vollständige Tochter von Renault.
Der Unternehmensname
Der Markenname Dacia bezieht sich auf die Vergangenheit des Landes Rumänien, das einst die römische Provinz Dakien bildete. Lateinisch bedeutet Dakien „Dacia“.
Das Logo
Das ursprüngliche Logo bestand aus einem Schilderemblem, das im oberen Bereich die Abkürzung „UAP“ (für den Unternehmensnamen) trug und darunter einen Adler zeigte, der auf einem Felsen steht und die Flügel ausbreitet. Später zierte das wappenähnliche, pechschwarze Logo ein weißer Dacia-Schriftzug (1991), zwischen 2004 und 2008 präsentierte es sich bereits deutlich moderner und mit blauen Applikationen. Heute zeigt das Logo den blauen Schriftzug Dacia vor einem silberfarbenen Hintergrund.
Die Kfz-Produktion
Die Modellpalette von Dacia war zwar nie sehr umfangreich, trotzdem umfasste das Portfolio im Laufe der Zeit mehrere Typen und Klassen. Neben Personenkraftwagen produzierte das Unternehmen auch Kleintransporter wie den Dacia D6 (1974 bis 1977), der mit dem Renault Estafette baugleich war. Im Bereich der Pkw beginnt die Modellpalette bei den Kleinstwagen. Der als „Schwalbe“ bezeichnete Dacia 500 (1986 bis 1989) hatte jedoch nur mäßigen Erfolg, da er für eine Familie zu wenig geräumig war. Zu den Kleinwagen gehören der Dacia Nova, die später überarbeitete Variante „SupeRNova“, dessen Nachfolger Solenza sowie die beiden Generationen des Sandero, der zwar offiziell zur Kompaktklasse zählt, von der Fachpresse aber durchweg als Kleinwagen eingestuft wird. Der etwas größere Sandero StepWay ist seit 2013 auf dem Markt.
Die Mittelklasse wird ganz klar vom Dacia Logan dominiert, der nicht nur als Limousine, sondern auch als Kombi (Logan MCV) und Pick-up erhältlich ist. Die Kombi-Variante kam nach der Vorstellung in Deutschland besonders gut an: Für ein Neufahrzeug betrug die Wartezeit im Jahr 2008 immerhin bis zu drei Monate.
Der Dacia Duster ist als SUV hierzulande seit Januar 2018 bereits in der zweiten Generation auf dem Markt.
Hochdachkombis wie der praktische Dacia Dokker (in Deutschland seit 2013 im Handel) und Kompaktvans wie der Lodgy (als Fünf- oder Siebensitzer erhältlich) runden die Modellpalette ab. Zu erwähnen ist noch, dass es vom Dokker unter der Bezeichnung Dokker Express inzwischen auch eine Lieferwagen-Variante gibt.
Der Hauptsitz und die Produktionsstätten
Der Hauptsitz von Dacia befindet sich noch immer in der rumänischen Stadt Mioveni, die zur historischen Region „Große Walachei“ gehört. Hier werden auch die Modelle Sandero, Logan und Duster gebaut. Weitere Produktionsstätten liegen in insgesamt fünf verschiedenen Ländern: in Russland, wobei die Fertigung von Duster, Logan II und Sandero II im Moskauer Werk der Renault-Tochtergesellschaft Avtoframos erfolgt, im Iran (Sandero), in Indien (Duster und Lodgy), in Marokko (unter anderem Dokker und Lodgy) sowie in Kolumbien (Logan, Sandero und Duster).
Die strategische Abwicklung des Deutschland-Geschäfts erfolgt über die Renault Deutschland AG in 50321 Brühl.
Die Unternehmensbeteiligungen
Dacia ist seit 2004 als Tochterunternehmen zu 100 Prozent in den Renault-Konzern integriert. Dacia selbst ist darüber hinaus an keinem weiteren Unternehmen beteiligt.
Weitere Tätigkeitsfelder
Als Finanzpartner von Dacia tritt die Renault Bank auf, die wiederum einen Geschäftsbereich der RCI Banque Deutschland darstellt. Bei der RCI Banque Deutschland handelt es sich um eine Niederlassung der französischen RCI Banque S.A..
Die Renault Bank ist schon seit 1947 als eine der renommiertesten und erfahrensten Autobanken in Deutschland aktiv. Sie führte in den 1970er Jahren die ersten Leasingmodelle für Privatkunden ein und zählt zu den Vorreitern in Sachen Niedrigzinsen. Die Marke Dacia kam 2005 dazu.
Zum Angebotsspektrum gehören zum einen verschiedene Finanzierungskonzepte wie die Vario-Finanzierung und die 3-Wege-Finanzierung. Attraktive Leasingangebote stehen ebenfalls zur Verfügung, sie richten sich gleichermaßen an Privat- und an Geschäftskunden.
Das dritte Segment wird von verschiedenen Versicherungskonzepten gebildet. Dieser Bereich ist ausgesprochen umfangreich und umfasst die beiden Autoversicherungen „Fair und Fix“ (feste Raten) und „Fair und Flex“ (individuelle Prämienberechnung). Ergänzend dazu wird seit einiger Zeit die noch recht neue Versicherung SecurPlus angeboten. Ihr Ziel ist es vornehmlich, die Kosten, die im Falle eines selbst verschuldeten Unfalls entstehen, zu minimieren. So können beispielsweise Missgeschicke wie leichte Kollisionen und Parkschäden versichert werden. Eine GAP-Versicherung rundet das umfassende Angebot ab.
Besondere Entwicklungen und Innovationen
Dacia möchte seinen Kunden die lästige Kuppel- und Schaltarbeit ersparen: mit dem automatisierten Schaltgetriebe Easy-R. Es vereint die Effizienz einer manuellen Schaltung mit dem Komfort eines Automatikgetriebes sowie einem Plus an Fahrspaß.
Die Motoren von Dacia gelten als ausgesprochen sparsam und effizient, ganz egal, ob Benzin- oder Dieselantrieb. Darüber hinaus können Autofahrer bei den meisten Dacia-Modellen von dem innovativen Kraftstoff-Sparprogramm Eco-Mode profitieren. Es wird ganz einfach per Knopfdruck aktiviert und trägt zu einer spürbaren Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs bei. Serienmäßig sind derzeit (Sommer 2018) der Sandero StepWay und der Logan MCV mit diesem Modus ausgestattet, eine Aufrüstung ab Werk ist jedoch auch für quasi alle anderen Modelle möglich.
Auch Autogas-Antriebe gehören bei Dacia längst zum Standard. Gleich sechs aktuelle Modelle sind mit bivalentem LPG-Triebwerk erhältlich: Logan MCV, Duster, Lodgy, Sandero, Dokker und Dokker Express. Das Fahren sowohl mit Autogas als auch mit Benzin sorgt für gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist die Reichweite deutlich höher, zum anderen werden durch den Gastbetrieb enorme Kraftstoffkosten eingespart. Und auch in Sachen Umweltverträglichkeit punktet die Technologie, denn die CO2-Emissionen sinken auf diese Weise deutlich.
Ein eigenes Elektroauto ist von Dacia derzeit aber noch nicht auf dem Markt. In der Branche wird jedoch gemunkelt, dass der rumänische Autobauer aktuell über die Elektrifizierung nachdenkt. Dacia-Manager Hakim Boutehra sagte im Juli 2017, dass „man Pläne habe“.
Interessante Daten zur Marke Dacia
Dacia verzeichnete im Jahre 2007 einen Umsatz von 3,1 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 12.500 Mitarbeiter.
2016 wurde die Marke Dacia in 44 Ländern der Welt vertrieben.
Regionale Besonderheiten
Regionale Auffälligkeiten in Bezug auf einzelne Modelle sind nicht zu beobachten. Grundsätzlich werden die Fahrzeuge des rumänischen Autobauers aber von besonders preisbewussten Autofahrern bevorzugt.
Sonstige Fakten rund um die Marke Dacia
Dacia im Motorsport
Auch Dacia ist auf der großen Bühne des Motorsports vertreten. Und das sogar ausgesprochen erfolgreich. Schon bei der Rallye Dakar 2015 beeindruckte der Dacia Duster mit der Startnummer 316 mit spektakulären Sprüngen über hohe Sanddünen. Damals am Steuer: die beiden Argentinier Emiliano Spataro und Benjamin Lozada. 2016 gingen sogar zwei Dacia Duster an den Start. Auf der rund 9.000 Kilometer langen Gesamtstrecke quer durch Südamerika überzeugten die Dacia-Modelle wieder mit rasantem Speed und einer hohen Zuverlässigkeit. Die beiden Teams belegten am Ende Rang 18 und Rang 19.
Das Museum
2016 eröffnete im rumänischen Satu-Mare das erste Dacia-Oldtimer-Museum. Es soll aus den privaten Mitteln eines rumänischen Geschäftsmannes finanziert worden sein. Zehn historische Dacia-Modelle können hier bewundert werden, außerdem eine limitierte Auflage eines Logan-Modells von 2015. Wie der Vizepräsident des „Retromobil România Clubs“, IoanVlad, betonte, verkörpere das Museum die rumänische Automobilgeschichte. Weder das Stammwerk in Pitesti noch eine andere Organisation hätte es ansonsten bisher für nötig gehalten, der Marke Dacia ein Museum zu widmen.
Die Auszeichnungen
Dacia sammelte gerade in den letzten Jahren Auszeichnungen in Serie. So wurde der Dacia Sandero StepWay von „Auto Bild“ in seiner Klasse beispielsweise zum „Wertmeister 2016“ gekürt. Der „StepWay TCe 90 Start & Stop“ konnte beim Wiederverkauf nach vier Jahren und einer Fahrleistung von 11.000 Kilometern pro Jahr mit dem besten Restwert punkten.
Schon 2015 kürte „Auto Bild“ den Logan MCV 1.2 16 V 75 (Ambiance-Ausstattung) in der Kategorie „Geringster Wertverlust in Euro“ zum Sieger aller Klassen. Kein anderer Pkw konnte zu diesem Zeitpunkt mit einem so geringen Wertverlust punkten.
Und auch der Lodgy konnte bei der „Wertmeister-Analyse“ schon drei Mal den begehrten ersten Platz für sich beanspruchen.
2014 holte sich der Dokker die Goldmedaille: und zwar in der Klasse der Kompakt-Vans mit dem niedrigsten Wertverlust in Euro.
Die Leser der Fachzeitschrift „Auto Zeitung“ wählten die rumänische Marke im Qualitätsreport des Jahres 2012 auf den ersten Platz. Kein Wunder: Laut ADAC Kundenbarometer 2013 sind Logan-MCV-Fahrer am glücklichsten. Im Fokus standen Pkw mit einem Anschaffungspreis von weniger als 10.000 Euro. 74,2 von 100 Zufriedenheitspunkten erzielte der Dacia Logan MCV(erste Generation) in dieser Befragung.
Die Diebstahlstatistik
Dacia findet als Einzelmarke in der Diebstahlstatistik des Jahres 2016 keine Berücksichtigung, wird aber gemeinsam mit Renault aufgeführt.
Renault liegt inklusive Dacia innerhalb dieser Statistik auf dem zehnten Platz. 453 Renault- und Dacia-Modelle wurden 2016 als gestohlen gemeldet, was einer Zunahme von 4,9 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Wie viele Fahrzeuge jeweils auf Renault und Dacia entfallen, lässt sich aus dieser Statistik jedoch nicht entnehmen.
Dacia in der Werbung
Schon 2004 galt der Logan als weltweit erstes Low Cost Fahrzeug, später bezog sich die Werbung immer wieder gerne auf die niedrigen Preise.
„Das Statussymbol für alle, die kein Statussymbol mehr brauchen“: So beschreibt sich dann auch Dacia selbst in der Werbung. Dass 2013 ausgerechnet ein ehemaliger Fußballstar und Millionär (Mehmet Scholl) die Marke repräsentierte, schien im Grunde ein Widerspruch in sich zu sein, trotzdem kam der Claim außerordentlich gut an.
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Musikalisch bediente sich Dacia erst kürzlich an einem Klassiker: In der Kampagne für den neuen Duster (Winter 2017) ist der Soundtrack „Ghostbusters“ aus dem gleichnamigen Blockbuster zu hören. Kein Zufall, denn aus „Ghostbusters“ wurde eben einmal „Go, Duster“.
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Die Fahrzeugmodelle von Dacia
Im Sommer 2018 hat Dacia gerade einmal sechs verschiedene Modelle im Angebot, die allerdings in unterschiedlichen Ausführungen zu bekommen sind. Damit beweist die Marke eindrucksvoll, dass die Quantität bei der Modellauswahl keinen Einfluss auf den Erfolg einer Marke hat. Und Dacia hat jede Menge Erfolg, zumal auf Deutschlands Straßen nach wie vor auch zahllose gebrauchte Pkw des Herstellers unterwegs sind. Sie alle beweisen ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit. Ob „Deutschlands günstigster Neuwagen“ (der Dacia Sandero) oder „Deutschlands günstigster Kombi“ (der Dacia Logan MCV), die Philosophie des Unternehmens scheint also perfekt aufzugehen, zumal die Autofahrer „ihren Dacia“ lieben. Weil er eben kein Statussymbol ist und andere wertvolle Qualitäten zu bieten hat.