Das italienische Unternehmen Fiat im Detail
Wer an Autos Made in Italy denkt, dem fällt auch heute noch meist spontan die Marke Fiat ein. Obwohl der Fiat-Konzern als eigenständiges Unternehmen inzwischen nicht mehr existiert, gilt die Marke nach wie vor als Synonym für die italienische Lebensart. Noch immer ist der enorme Beliebtheitsgrad der Fahrzeuge ungebrochen. Vom Kultmodell Fiat 500 über den stadttauglichen Panda bis hin zum rasanten Cabrio Spider, die häufig sehr farbenprächtigen und optisch auffallenden Fahrzeuge begeistern seit jeher die Massen und sind alles andere als langweilig. Ob solides Familienauto, schnittiger Roadster oder der vielseitige Kleintransporter Fiorino – Fiat spricht nahezu alle Anforderungs- und Altersgruppen an, was sich natürlich auch an den Absatzzahlen bemerkbar macht. Erfahren Sie nachfolgend mehr über die Marke Fiat und ihre Geschichte.
Die Geschichte des Unternehmens
Die Gründung und die ersten Jahre
Am 11. Juli 1899 trafen sich mehrere Geschäftsleute, um gemeinsam die Automobilfirma Fiat zu gründen. Unter ihnen war Giovanni Agnelli senior, dessen Enkel Gianni Agnelli viele Jahre später maßgeblich zum Erfolg des Unternehmens beitragen sollte.
Als erstes Modell kam der Fiat 3,5 HP auf den Markt, ein Kleinwagen mit Dreiganggetriebe und einer Spitzengeschwindigkeit von 22 Stundenkilometern. Der Wagen galt schon damals als Rarität, denn zwischen 1899 und 1900 wurden lediglich 24 Exemplare hergestellt. Nach mehreren Nachfolgemodellen, die auch teilweise exportiert wurden, und der Übernahme der Ansaldi-Werke im Jahre 1905 ging aus Fiat die Brevetti-Fiat-Gesellschaft hervor. Bekanntestes Fahrzeugmodell dieser Zeit war der Brevetti, ein Landaulette mit 20 PS. Weitere Meilensteine der folgenden Jahre waren der Fiat 1500 (ab 1935/erster Fiat mit „Wasserfall“-Kühlergrill), die Modelle 600 (ab 1955) und 500 (ab 1957) sowie der Fiat 124 (offizielles „Auto des Jahres 1967“).
Der Aufstieg und die glorreichen siebziger Jahre
Etwa ab 1960 wurde aus dem reinen Automobilhersteller ein Mischkonzern, der auch Flugmotoren, Züge, Flugzeuge, Landmaschinen und sogar Kraftwerke fertigte. Mit der Übernahme weiterer Marken erweiterte Fiat jedoch gleichzeitig die Automobilfertigung. Kam zunächst die relativ kleine Marke Autobianchi hinzu, folgten schon bald Ferrari (1966) und Lancia(1969). Dadurch entwickelte sich Fiat bis Mitte der 1970er-Jahre zu einem der größten Automobilhersteller in Europa. Zwar war der 1978 auf den Markt gebrachte Fiat Ritmo nicht ganz so erfolgreich wie erhofft, mit den beiden Kleinwagen Uno und Punto gelangen dem Unternehmen aber wiederum zwei Meilensteine.
Die jüngere Vergangenheit
Lange Zeit war es bei Fiat üblich, jedem neuen Modell einen anderen Namen zuzuteilen, auch wenn der Vorgänger überaus erfolgreich war. So löste ab 1998 beispielsweise der Seicento den Cinquecento ab. Und es ging weiter aufwärts: Im ersten Quartal des Jahres 2006 war der Grande Punto innerhalb Europas der meistverkaufte Pkw. Für den Kompakt-SUV Sedici erhielt das Unternehmen innerhalb von nur zehn Tagen sogar 7000 Vorbestellungen.
Am 20. Januar 2009 gab Fiat eine zunächst 35-prozentige Beteiligung an der Chrysler Group bekannt. Ziel war die Bildung einer gemeinsamen Allianz. Am 12. Oktober 2014 ging aus der Fusion der beiden Unternehmen die Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) hervor. Die Gründung basiert auf der vollständigen Chrysler-Übernahme durch Fiat im Januar 2014. Die Abkürzung N.V. im neuen Unternehmensnamen steht für „Naamloze vennootschap“, die niederländische Bezeichnung für die Rechtsform einer Aktiengesellschaft.
Der Unternehmensname
Der Ursprung des Namens Fiat ist schnell erklärt. Es handelt sich dabei um die Abkürzung für „Fabbrica Italiana Automobili Torino“. Übersetzt bedeutet dies „Italienische Automobilfabrik Turin“. Der Ursprungskonzern Fiat hatte seinen Sitz in der norditalienischen Stadt Turin.
Das Logo
Im Laufe der Jahrzehnte bestand das Logo der Marke fast immer aus dem Jugendstil-Schriftzug „Fiat“, wobei es sich grundsätzlich um Großbuchstaben handelte und das „A“ leicht angeschrägt war. Lediglich zwischen 1993 und 1999 zierte ein stilisiertes Rautenraster die Fahrzeugfront, außerdem zeigte sich der Schriftzug von 1968 bis 1999 moderner und erinnerte an das Gesellschaftsspiel Scrabble. Seit 2007 besteht das Logo aus einem weißem Schriftzug auf rotem Grund und einer chromfarbigen Umrandung.
Die Kfz-Produktion
Vom Kleinstwagen bis hin zu Nutzfahrzeugen wie dem Fiat Fullback, der als Pick-up mit der fünften Generation des Mitsubishi L200 identisch ist: Die italienische Traditionsmarke umfasst quasi das ganze Spektrum der Fahrzeugpalette. Und obwohl vor allem die „Kleinen“ zahllose Liebhaber und Fans zu verzeichnen haben, sind es doch gerade die zuverlässigen Pkw der Kompakt-, Mittel- und oberen Mittelklasse, die zu dem hervorragenden Ruf der Marke beitragen. Beispiele sind Modelle wie der Tipo (seit 2015), der Argenta (1981 bis 1986), der Tempra (1990 bis 1996) sowie der Croma II (2005 bis 2010). Sportwagenfans lieben den seit 2016 erhältlichen Fiat 124 Spider, der eine Reminiszenz an den „alten“ Fiat 124 (1966 bis 1985) ist. Eine Besonderheit stellt der Fiat Barchetta dar, der als offener zweitüriger Zweisitzer auf der Plattform der ersten Generation des Fiat Punto basiert und eine Antwort auf den Roadster MX-5 von Mazda sein sollte. Auch Minivans wie der 500L, Mini-SUVs wie der 500X und Vans wie der Multipla (1999 bis 2010) gehören zur großen Fiat-Familie, genauso wie der Doblo als Hochdachkombi und der Kleintransporter Ducato. Der Fiat Talento, ein Kleinbus beziehungsweise Kleintransporter, ersetzt den Scudo und ist mit dem Renault Trafic identisch.
Der Sitz und die Produktionsstätten
Die Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) hat ihren rechtlichen Sitz im niederländischen Amsterdam und ihre operative Hauptzentrale in London. Die Produktionsstandorte verteilen sich auf der ganzen Welt. Einer der wichtigsten Standorte ist natürlich Italien. So wird im FCA-Werk Melfi (Region Basilikata) beispielsweise der Fiat 500X gefertigt und im FCA-Werk Pomigliano d’Arco „Giambattista Vico“ (bei Neapel) der Panda. Weitere Werke befinden sich in Argentinien (Fiat Siena und Palio), Brasilien (Fiat Strada), Indien (Fiat Linea und Punto), Mexiko (Freemont und Fiat 500), Polen (Fiat 500), Serbien (Fiat 500L) sowie in der Türkei (Fiorino, Doblo).
Die Unternehmensbeteiligungen
Die Fiat Chrysler Automobiles N.V. (FCA) umfasst eine ganze Reihe an Marken, wobei Fiat und Chrysler die beiden Stammmarken darstellen. Weitere wichtige Marken sind Jeep, Ferrari, Maserati, Alfa Romeo, Dodge und Lancia.
Weitere Tätigkeitsfelder
Die unternehmenseigene „Fiat Bank“ (offizielle Bezeichnung für Kunden in Deutschland: FCA Bank Deutschland) bietet maßgeschneiderte Finanzierungsmodelle für Privat- und Geschäftskunden. Leasingangebote mit einer Laufzeit von bis zu 60 Monaten gehören genauso dazu wie individuell anpassbare Finanzierungsangebote. Auch Versicherungen können ganz bequem über die Bank abgeschlossen werden. Das Spektrum ist in diesem Bereich ebenfalls breit gefächert, es reicht vom Kfz-Haftpflicht-Autoschutzbrief bis zur Teil- oder Voll-Kasko-Versicherung. Darüber hinaus bietet die Bank ihren Kunden auch eine Restschuldversicherung, eine Arbeitslosigkeitsversicherung sowie einen sogenannten Kostenschutzbrief an.
Ein besonderes Angebot ist außerdem der „Mopar® Vehicle Protection Servicevertrag“, der unterschiedliche Servicepakete beinhaltet.
Die FCA Bank Deutschland GmbH ist ein Teil der FCA Bank Group und hat ihren Sitz in Heilbronn. Sie ist die zweitälteste Autobank in Deutschland und hierzulande bereits seit 1929 aktiv.
Besondere Entwicklungen und technische Innovationen
Fiat gilt in der Automobiltechnologie als Pionier. Ein herausragendes Engagement für mehr Komfort, Sicherheit und Performance sowie wegweisende Ingenieurleistungen haben dazu beigetragen, dass die Marke im Laufe der Zeit immer wieder mit bedeutenden Innovationen auf sich aufmerksam machen konnte. Beispiele sind unter anderem der „Autonome City-Notbremsassistent“, der im Ernstfall eine automatische Aktivierung der Bremsanlage gewährleistet, sowie das Uconnect(TM) 7″ Infotainmentsystem. Eine weitere bahnbrechende Entwicklung ist die intelligente Rückfahrkamera, die sich immer dann anschaltet, wenn der Fahrer den Rückwärtsgang einlegt und die heutzutage zum absoluten Standard avanciert ist.
Fiat Autonomy
Darüber hinaus engagiert sich Fiat stark für die Entwicklung behindertengerechter Fahrzeuge. Das Programm Fiat Autonomy umfasst nicht nur praktische Mobilitätslösungen, die das Leben einfacher machen, sondern auch besonders günstige Konditionen für alle Menschen, die im Besitz eines Schwerbehindertenausweises sind und einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent haben.
Spezielle, amtlich zugelassene Fahrhilfen, individuell anpassbare Umbauten sowie praxistaugliche Transportlösungen stellen im Alltag eine echte Hilfe dar. Besonders geeignete Modelle für dieses Programm sind der Fiat Doblò, der Fiat Talento sowie der Fiat Ducato.
Interessante Daten zur Marke
Im Jahre 2015 lag der Umsatz von Fiat Chrysler Automobiles bei 110,6 Milliarden Euro.
Das Unternehmen hatte im Jahre 2017 weltweit 215.000 Mitarbeiter.
Zum Vergleich: Als die Marke Fiat noch ein eigenständiges Unternehmen war, lag die weltweite Mitarbeiterzahl bei 225.587 (2013). Im gleichen Geschäftsjahr betrug der Umsatz 86,816 Milliarden Euro.
Regionale Besonderheiten:
Da Fiat in Deutschland weder seinen offiziellen Sitz noch einen Produktionsstandort hat, sind regionale Besonderheiten auf den Straßen nicht zu beobachten. Die FCA Germany AG hat ihren Sitz zwar in Frankfurt am Main, dies macht sich an den Fahrzeugzahlen rund um die hessische Metropole jedoch nicht bemerkbar.
Sonstige Fakten über die Marke Fiat
Das Museum
In der norditalienischen Stadt Turin (Via Gabriele Chiabrera, 20) lädt das „Centro Storico“ (das historische Zentrum) von Fiat zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Das Automobilmuseum ist in einer Jugendstilvilla untergebracht und gewährt seinen Besuchern Zugang zu den bedeutendsten Momenten der Fahrzeuggeschichte. Neben vielen Automobilen zeigt das Museum aber auch ein ganz besonderes Modell: den „Mefistofele“, einen Boliden von Fiat, der im Juli 1924 einen einzigartigen Landes-Geschwindigkeitsrekord aufgestellt hat. Mit sage und schreibe 234,98 Stundenkilometern übrigens, was für damalige Verhältnisse fast schon utopisch war. Der Wagen ist noch heute fahrbereit.
Die Erlebniswelt
Die Marken- und Erlebniswelt Mirafiori Motor Village befindet sich ebenfalls in Turin und zeigt zahlreiche Fahrzeuge der Marke Fiat, wobei aber vorwiegend der funktionelle Nutzen und Gebrauch im Vordergrund steht und weniger der Mythos beziehungsweise die Geschichte. Auf der zur Erlebniswelt gehörenden ehemaligen Werks-Teststrecke können bestimmte Autos sogar gefahren werden, außerdem gibt es für die Besucher einen virtuellen Simulator.
Fiat im Motorsport
Was Fiat und den Motorsport angeht, so spielt hier ein spezieller Begriff die größte Rolle: Abarth. Unter diesem Namen laufen die besonders leistungsfähigen Fiat-Modelle, die sich im Motorsport in der Vergangenheit durchaus gut behaupten konnten. Gründer des 1949 ins Leben gerufenen Unternehmens war Carlo Abarth. Schon beim „Großen Preis von Berlin“ im Jahre 1962 siegte ein Fiat-Abarth 1000, ein Jahr später entschied Romano Perdomi ebenfalls in einem Fiat-Abarth 1000 das 3-Stunden-Rennen von Monza für sich. Im gleichen Jahr siegte ein Fiat-Abarth 850 beim 500-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Seit 2007 wird Abarth zu 100 Prozent von der Fiat Group Automobiles kontrolliert, den Schwerpunkt bildet in erster Linie die Produktion von besonders sportlichen Varianten der Fiat-Modelle. 2015 kam es im Rahmen des Eifel Rallye Festivals zu einem Motorsport-Revival: Legende Walter Röhrl setzte sich in den nicht minder legendären Fiat 131 Abarth.
Das Forschungsprojekt Phylla
Fiat engagierte sich stark im Forschungsprojekt Phylla, das ab 2007 zusammen mit dem Biokunststoffproduzenten Novamont, dem Politecnico di Torino, dem Europäischen Design-Institut sowie der Handelskammer Turin betrieben wurde. Ziel war der Bau eines Fahrzeugs mit einer Länge von 2,99 Metern, vier Sitzplätzen und einem Gewicht von 750 Kilogramm. Drei emissionsfreie Antriebe sollten zur Verfügung stehen: ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Reichweite von 145 Kilometern, ein Wasserstoffmotor beziehungsweise eine kleine Brennstoffzelle sowie ein Lithium-Polymer-Akku mit einer Reichweite von 220 Kilometern. Geplanter Start der Serienproduktion war das Jahr 2010, dies ließ sich jedoch nicht realisieren.
Auszeichnungen und Awards
Fiat kann auf eine beeindruckende Zahl an Auszeichnungen und Awards verweisen. So wurden beispielsweise gleich drei Modelle als „Restwertriesen 2016“ ausgezeichnet, also als Fahrzeuge mit dem niedrigsten Wertverlust. Dabei handelt es sich um den Fiat 500L, den Fiat 500C sowie den Fiat Freemont. Außerdem erzielte die Marke eine Top-Platzierung beim „ADAC GELBER ENGEL 2012″: Auswertungen aus umfangreichen Pannenstatistiken sowie einer großen Zufriedenheitsumfrage hoben den Fiat 500 auf einen hervorragenden vierten Platz. Insgesamt wurden in der Auswertung mehr als 100 Fahrzeuge berücksichtigt. Ein weiterer eindrucksvoller Erfolg: der Fiat Freemont AWD gewann 2014 zum dritten Mal in Folge den Titel “ Allrad-Van des Jahres“.
Die Diebstahlstatistik
Die Diebstahlstatistik spricht in diesem Fall eine beruhigende Sprache, denn Fiat liegt bei Langfingern nicht übermäßig hoch im Kurs. 2016 lag die Marke „nur“ auf dem 15. Platz: Lediglich 196 Fiat-Modelle wurden als gestohlen gemeldet. Die Diebstahlrate pro 1000 Pkw lag dementsprechend bei 0,2.
Fiat in der Werbung
Fiat setzte in der Werbung anfangs vorwiegend auf kurze und schlichte Botschaften. 1964 hieß es beispielsweise einfach nur „Fiat – ein guter Name“, zehn Jahre später zeigte sich der Slogan auch eher sachlich: „Seit zwölf“ Jahren die meistgekauften Wagen in Europa“. Etwas emotionaler präsentierte sich der Slogan von 1990: „Leidenschaft ist unser Antrieb“. 2007 wurde daraus „Alles Fiat, alles gut“.
Was die Werbespots betrifft, präsentiert sich die Marke schon deutlich kreativer.
Unangefochtener Star einer Fiat-Werbung war jedoch kein Geringerer als Michael Schuhmacher im Spot für den damals neuen Multipla. Er sorgte 1999 für jede Menge Begeisterung.
Die Fahrzeugmodelle von Fiat
Punto, Panda, Uno und Doblo, die kurzen knackigen Modellnamen von Fiat kennt schon jedes Kind. Der Hersteller hat auch bei uns fast schon einen gewissen Kultstatus, wenngleich die Modellpalette immer wieder interessante Neuheiten präsentiert. Auffallend ist in diesem Zusammenhang tatsächlich die Vielseitigkeit, da die Marke für nahezu alle Bedürfnisse das passende Modell anbieten kann.